Sachverhalt:

Die neue Clearingeinrichtung in Weidenberg, Lohe 1, wurde eröffnet und ab Januar werden die ersten Kinder dort aufgenommen. Träger dieser Einrichtung ist das Evangelische Jugend- und Fürsorgewerk (EJF) mit Hauptsitz in Berlin.

Die Clearing-Einrichtung in Lohe ist seit dem Erwerb des ursprünglichen Bauernhofes grundlegend saniert und umgebaut worden. Hierzu wurden erhebliche Kosten (1,8 Millionen) investiert, um eine Umgebung zu schaffen, die einerseits ansprechend ist und dem Kind einen behüteten Rahmen bietet und andererseits für die Konzentration auf das Wesentliche reizarm gestaltet wurde.  Es sind 7 Plätze entstanden, die mittels einer intensiven sozialpädagogischen Betreuung mit verlässlichen Beziehungsstrukturen, einer straffen Tagesstruktur und guten personellen Ausstattung Kinder zwischen 8 und 14 Jahren aufnimmt.

 

Die Heimaufsicht der Regierung von Oberfranken versuchte über viele Jahre einen Kooperationspartner für ein stationäres Jugendhilfeangebot zu gewinnen, das an der Schnittstelle zwischen Familien- und Jugendhilfe auf der einen Seite und stationären Einrichtungen und der Kinder und Jugendpsychiatrie auf der anderen Seite zur Problemlösung im Rahmen einer Perspektivklärung beitragen kann.

 

Inhaltlich geht es bei einem Clearingprozess darum, in einem zeitlich begrenzten Umfang (bis zu sechs Monaten) möglichst Klarheit über verschiedene Fragestellungen bei einem Kind/Jugendlichen zu erhalten. Welche Ressourcen hat das Kind bzw. der Jugendliche, wie stellt sich der familiäre Hintergrund dar und wozu ist die Familie bereit, welche diagnostischen Erkenntnisse können im pädagogischen, psychologischen und medizinischen Bereich gewonnen werden und letztendlich welche Umgebung und welches Setting braucht der junge Mensch, um in seiner Entwicklung die erforderliche Unterstützung zu erhalten, damit er danach in seine vertraute Umgebung und Familie zurückkehren kann. Ziel ist es, hierbei eine langfristige Jugendhilfekarriere mit ständig wechselnden Wohnsituationen und den damit verbundenen Beziehungsabbrüchen zu vermeiden.

 

Um einem Entweichen der Kinder entgegen zu wirken, wird unter dem Motto „Menschen statt Mauern“ die Gruppe mit mindestens 2 Mitarbeitern rund um die Uhr besetzt.

Die Einrichtung verfügt über ein internes Schulkonzept, die Räume der Schule befinden sich in einem eigenen Gebäude direkt auf dem Gelände. Die Schule wird von einem Lehrer für Sonderpädagogik und einer halben Stelle eines Förderlehrers betrieben, hinzu kommt eine dritte Person aus dem päd. Personal zur weiteren Unterrichtsunterstützung. Hierzu gibt es einen Kooperationsvertrag mit dem Träger der Dietrich-Bonhoeffer-Schule „Hilfe für das behinderte Kind Pegnitz e.V.“.

 

Das Anwesen liegt als Einzelgehöft abseits auf einer Geländeerhebung und bietet so die Möglichkeit des Einblicks auf das Geschehen im gesamten Anwesen. Um ggf. bei Weglauftendenzen von Kindern tatsächlich handlungsfähig zu sein, wird die Hälfte der Plätze im Rahmen eines geschlossenen Konzeptes geführt, wozu ein familiengerichtlicher Beschluss nach § 1631b BGB (sog. freiheitsentziehende Maßnahmen) erforderlich ist.

 

Die Finanzierung der jeweiligen Plätze erfolgt, wie in der Jugendhilfe allgemein üblich, über die Entrichtung von Tagessätzen nach den Richtlinien der Entgeltkommission durch das jeweils belegende Jugendamt. Das Einzugsgebiet der Clearinggruppe umfasst ganz Oberfranken bzw. besteht natürlich auch die Möglichkeit bei freien Plätzen, diese mit Kindern aus anderen Teilen des Landes zu belegen.

 

Es ist somit eine hochspezialisierte kleine Einrichtung im Landkreis entstanden, die uns als örtlich zuständiges Jugendamt bei der Bewältigung der anstehenden Probleme in Zukunft eine neue Option eröffnet.