18.08.2021

„1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“

Der Landkreis macht sich stark für Demokratie

Die Geschichte zeigt uns: Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. Sie muss immer neu erlernt und aktiv gelebt werden. Durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ wird die Zivilgesellschaft eingeladen, Demokratie in der eigenen Gemeinde und Region zu gestalten. Denn: Demokratie ist nicht statisch, sondern ein Prozess. Es geht täglich um Diskussion und Diskurs, um die Darlegung verschiedener Sichtweisen und Meinungen, um Kompromissfindung und die Aushandlung hin zu einem bestmöglichen Ergebnis. Im Fränkische-Schweiz-Museum in Tüchersfeld bei Pottenstein wird genau das gelebt. Im Ensemble des Judenhofs mit Synagoge hat das Fränkische-Schweiz-Museum in diesem Jahr eine sehr erfolgreiche Reihe mit jeweils ausverkauften Veranstaltungen zum Thema „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ durchgeführt. Diese Veranstaltungsreihe wurde dankenswerterweise durch die Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Bayreuth finanziell unterstützt. Beim Mediengespräch klärten Landrat Florian Wiedemann und weitere Verantwortliche am Montag auf.

Durch die geförderten Projekte werden Toleranz, Integration sowie Partizipation von Jung und Alt auf eine wunderbare Weise in unserem Landkreis erlebbar gemacht. Landrat Florian Wiedemann: „Ich bin sehr stolz darauf, dass der Landkreis Bayreuth auf bereits sechs erfolgreiche Jahre des Förderprogramms ‚Demokratie leben!‘ mit über 130 durchgeführten Projekten in unserer Region zurückblicken kann. Dies zeigt, dass viele unserer Bürgerinnen und Bürger sich aktiv für unsere Demokratie einsetzen. Denn es ist ganz einfach: Jede und jeder kann dabei sein, wenn wir unsere Region zu einem besseren Ort machen und unsere Demokratie leben!“

In der aktuellen Tüchersfelder Sonderausstellung „50 Schätze. Dinge erzählen Geschichte“ sind beispielsweise zwei unscheinbare Objekte ausgestellt, die für eine düstere Phase der Region stehen. Es handelt sich dabei um Stühle des SS-Ahnenerbes aus der Zeit des Dritten Reiches. Dieser Verein steuerte und organisierte pseudowissenschaftliche Forschungen. Das Betätigungsfeld des Ahnenerbes erstreckte sich über viele Gebiete: Über Germanenforschung, Einführung angeblich germanischer Traditionen und Menschenversuche in Konzentrationslagern – um einige zu nennen. Wie kommen diese Stühle in die Fränkische Schweiz? Als das Ahnenerbe 1943 aus Berlin vor den Bomben wegzog, ließ sich der Verein in der Fränkischen Schweiz nieder. Dort wurde auch der Geschäftsführer Wolfram Sievers von den Amerikanern gefangen genommen und später im Nürnberger Ärzteprozess zum Tode verurteilt.

Förderung seit 2015
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fördert über das Programm „Demokratie leben!“ seit 2015 das zivilgesellschaftliche Engagement für Demokratie, Vielfalt und gegen jede Form von Extremismus. Durch die einzelnen Partnerschaften können die bereitgestellten Mittel für demokratiefördernde Projekte beantragt werden. Der Landkreis Bayreuth setzt sich seit der Entstehung des Förderprogramms nun schon im sechsten Jahr aktiv für Projekte ein, die die demokratischen Werte in der Region fördern. Ob Veranstaltungen, Lesungen, gemeinsames Fastenbrechen oder interkulturelle Begegnungen mit koscheren Kochkursen – „Demokratie leben!“ bildet mit den unterschiedlichsten Projekten die Vielfalt im Landkreis Bayreuth ab.

Hervorzuheben ist dabei auch das entstandene Netzwerk engagierter Akteurinnen und Akteure, das eine dynamische und tatkräftige Arbeit unterstützt und eine gute Koordination der laufenden und geplanten Projekte ermöglicht. Auch besteht die Möglichkeit, sich untereinander über bereits gesammelte Erfahrungen mit durchgeführten Projekten und unterschiedlichen Projektformaten auszutauschen. Dieses Netzwerk an Engagierten wächst im Landkreis Bayreuth stetig an – so ist auch das Fränkische-Schweiz-Museum in Tüchersfeld ein Teil davon.

Auf dem Foto (von links): Museumsleiter Dr. Jens Kraus erläutert Landrat Florian Wiedemann, Christina Huschke (tätig in der Koordinierungs- und Fachstelle „Demokratie leben!“ im Landkreis Bayreuth) und Integrationslotsin Silvia Herrmann die Charakteristik der Thora-Rolle.

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