08.02.2018

Fairtrade-Steuerungsgruppe gegründet

Auf dem Weg zur Zertifizierung als „Fairer Landkreis“ hat der Landkreis am 6.2.2018 mit der Konstituierung einer Fairtrade-Steuerungsgruppe ein wichtiges Etappenziel erreicht.

„Faire Arbeitsbedingungen und Löhne sind in vielen Teilen der Welt nicht selbstverständlich“, betonte Landrat Hermann Hübner bei der Auftaktsitzung, an welcher  rund 30 Vertreter aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik teilnahmen. Der Landkreis Bayreuth werde sich dafür einsetzen, dass der faire Handel einen Aufschwung in der Region erlebt und das Bewusstsein dafür gestärkt wird. Eine-Welt-Promoter Frank Braun von der Metropolregion Nürnberg gab in einem Impulsvortrag Anregungen, durch welche konkreten Maßnahmen dies erfolgen könnte. Unter anderem ermöglicht das Vergaberecht seit Frühjahr 2017 Siegel oder Zertifizierungen beim Einholen von Angeboten zu verlangen. In der Fairen Metropolregion Nürnberg und darüber hinaus gibt es zudem bereits einige nachahmungswürdige Projekte wie beispielsweise die faire Pflegedienstkleidung des NürnbergStift, faire Dienstkleidung der Straßenreinigung Würzburg oder den fairen Franken-Fußball. Die angestrebte Zertifizierung zum Fairen Landkreis sei nur der Startschuss, so Braun, danach gehe es erst los. Wichtig war ihm auch der Dreiklang regional-biologisch-fair, drei Aspekte der Nachhaltigkeit, die keine Konkurrenz bedeuten, sondern sich sehr gut ergänzen.

Auch Christa Reinert-Heinz, stellvertretende Landrätin und Vorsitzende des Fördervereins Dachmarke Bayreuther Land  e.V., hob hervor, dass die Förderung des Fairen Handels und die Stärkung regionaler Produkte wie beispielsweise durch die neue Dachmarke „Bayreuther Land“ Hand in Hand gehen sollten und dass die Initiativen sich gegenseitig unterstützen können.

In der Steuergruppe sind folgende Personen vertreten:

Zivilgesellschaft

  • Reinhard Birkner, Bund Naturschutz in Bayern e.V., Vorsitzernder der Kreisgruppe Bayreuth
  • Jan Hopfer, Universität Bayreuth,  Green Campus
  • Viviana Horna, Universität Bayreuth, Ökologisch-Botanischer Garten
  • Matthias Keefer, Pegnitz
  • Thomas Knauber, Verein „Kinder von Nepal“, Pegnitz
  • Anja Schneider, Staatliche Realschule Pegnitz
  • Martina Weißmann, Eine-Welt-Initiative Plech

Politik / Verwaltung

  • Martin Dannhäußer, Stadt Creußen, Erster Bürgermeister
  • Günter Dörfler, Fraktionsvorsitzender der CSU
  • Sandra Huber, Stadt Pegnitz, Stadträtin
    Karl Lothes, Kreisrat
  • Tanja Potzler, Kreisverband Bayreuth-Land, Bündnis 90 / Die Grünen
  • Christa Reinert-Heinz, stellvertretende Landrätin und Vorsitzende des Fördervereins Dachmarke Bayreuther Land e.V.
  • Sabine Rüskamp, Landratsamt Bayreuth, Klimaschutzmanagement
  • Gesa Thomas, Landratsamt Bayreuth, Klimaschutzmanagement
  • Renate Van de Gabel-Rüppel, Stadt Creußen, Stadträtin, Kreisrätin


Wirtschaft / Gastronomie

  • Marion Deinlein, Rösterei Garten-Café, Hollfeld
  • Ursula Heckel, Bioladen Biotop, Pegnitz
  • Sabine Heyder, Café am Booch, Goldkronach
  • Wolfram Heyder, Café am Booch, Goldkronach

Klimaschutzmanagerin Gesa Thomas berichtete über den aktuellen Stand im Landkreis Bayreuth. Da die Recherchen zur Erfüllung der erforderlichen Recherchen nun abgeschlossen sind, wird im nächsten Schritt die Einholung der fehlenden Bestätigungen der entsprechenden Betriebe erfolgen, um die Unterlagen zur Anerkennung als Fairtrade-Landkreis einreichen zu können.

Bei einem Brainstorming wurden zahlreiche Ideen für Aktionen und künftige Aufgaben der Steuerungsgruppe gesammelt. In der nächsten Sitzung Anfang März sollen davon einige zur Umsetzung ausgewählt, Aufgaben verteilt und ein/e Sprecher/in der Steuerungsgruppe gewählt werden.

Im Bild: Landrat Hermann Hübner (rechts) mit Frank Braun, Eine-Welt-Promoter der Metropolregion Nürnberg, sowie den Klimaschutzmanagerinnen Gesa Thomas und Sabine Rüskamp freuen sich über das Erreichen des nächsten Etappenziels auf dem Weg zum Fairtrade-Landkreis Bayreuth.

 

Hintergrundinformationen:

Der Kreistag des Landkreises Bayreuth hat am 9.12.2016 beschlossen, dass der Landkreis die Anerkennung als „Fairtrade Landkreis“ anstreben soll, um den Fairen Handel auf regionaler Ebene zu fördern.

Wie wurden die Mitglieder der Steuerungsgruppe ausgewählt?

Es wurde auf verschiedenen Kanälen (Newsletter, Internet, persönliche Kontakte, Lenkungsgruppe Klimaschutz, Arbeitskreis der Klimaschutzbeauftragten) dazu aufgerufen, dass sich Interessierte für die Mitarbeit in der Steuerungsgruppe beim Landratsamt Bayreuth melden können.

Wie geht es nun nach der Sitzung am 6.2. weiter?

Um als Fairtrade Landkreis anerkannt zu werden, müssen die unten genannten Kriterien erfüllt werden. Danach wird die Bewerbung eingereicht.  Bei der Auftaktsitzung der Steuerungsgruppe wurden Ideen für Aktionen und den künftigen Aufgaben der Steuerungsgruppe gesammelt.  In der nächsten Sitzung Anfang März 2018 sollen davon einige zur Umsetzung ausgewählt, Aufgaben verteilt und ein/e Sprecher/in der Steuerungsgruppe gewählt werden.

Kriterien für die Anerkennung als Fairtrade-Landkreis:

Beschluss des Kreistages
Faire Produkte in der Kreisverwaltung: Bei allen öffentlichen Sitzungen sowie im Büro des Landrats wird fair gehandelter Kaffee und ein weiteres fair gehandeltes Produkt ausgeschenkt. 
Steuerungsgruppe: Eine lokale Steuerungsgruppe wird gebildet, die auf dem Weg zum Fairtrade-Landkreis die Aktivitäten vor Ort koordiniert. Diese Gruppe muss aus mindestens drei Personen aus den Bereichen Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft bestehen. 
 
Fairtrade-Produkte im Sortiment: In den lokalen Einzelhandelsgeschäften und bei Floristen sowie in Cafés und Restaurants werden mindestens zwei Produkte aus fairem Handel angeboten. Richtwert ist hier die Einwohnerzahl der Kommune. Für den Landkreis Bayreuth muss dieses Kriterium entsprechend in 21 Einzelhandelsgeschäften sowie in elf Cafés erfüllt sein.
Zivilgesellschaft: Produkte aus fairem Handel sollen in mindestens einer Schulen, einem Verein und einer Kirchengemeinde verwendet werden. Darüber hinaus werden Bildungsaktivitäten zum Thema fairer Handel umgesetzt, oft im Rahmen weiterer Kampagnen von TransFair z. B. der Kampagne Fairtrade-Schools. 
Medien: Die örtlichen Medien sollen von der Steuerungsgruppe über alle Aktivitäten auf dem Weg  zum Fairtrade-Landkreis informiert werden.
 
Welche Vorteile ergeben sich für den Landkreis und seine Bürgerinnen und Bürger, wenn der Kreis das Siegel "Fairer Landkreis" trägt?
Der Faire Handel unterstützt Produzenten, insbesondere benachteiligte kleinbäuerliche Familien in den Entwicklungsländern, um ihnen eine menschenwürdige Existenz aus eigener Kraft zu ermöglichen. Zum Beispiel decken die festgelegten Mindestpreise die Produktionskosten und sichern so das Existenzminimum. Die gezahlten Aufschläge ermöglichen eine Investition in die Zukunft.
Kommunen und Landkreise sind Vorbilder für fairen Handel und Faire Beschaffung: Öffentliche Auftraggeber verfügen über ein großes wirtschaftliches Potenzial. Schätzungen zufolge wird etwa die Hälfte der 380 Milliarden Euro, die bundesweit für die öffentliche Beschaffung durch Bund, Länder und Kommunen ausgegeben werden, auf kommunaler Ebene verantwortet. Als größte öffentliche Auftraggeber können Städte, Gemeinden und Landkreise einen wesentlichen Beitrag zu einer gerechteren Handelsordnung leisten, indem sie Ziele des Fairen Handels unterstützen, glaubwürdig gesiegelte Produkte einkaufen und auf Güter verzichten, die durch ausbeuterische Kinderarbeit oder unter Verletzung sozialer Mindeststandards hergestellt werden. Gleichzeitig können die Kommunen ihr internationales Image innerhalb politischer und wirtschaftlicher Beziehungen schärfen und mehr zur globalen Gerechtigkeit beitragen. Globale Gerechtigkeit ist ein Schlüssel, um das Elend in der Welt und die Fluchtursachen wirksam zu bekämpfen.

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