20.03.2023

Letzte Fahrt der Ochsenkopf-Seilbahn Nord

Blick auf 54 Jahre Seilbahngeschichte: Abschied und Neubau

Die Ochsenkopf-Seilbahn Nord war am Sonntag, 19. März 2023, letztmalig in Betrieb.
Mit etwas Wehmut, aber auch voller Vorfreude auf den Neubau, unternahm Landrat Florian Wiedemann gemeinsam mit zahlreichen Gästen eine letzte Fahrt mit der im Februar 1969 offiziell in Betrieb genommenen Seilbahn. Mit dabei waren Altlandrat Hermann Hübner, der Wunsiedler Landrat Peter Berek, etliche Landtagsabgeordnete, Zweckverbandmitglieder, Kreisrätinnen und Kreisräte sowie die Bürgermeister und Gemeinderatsmitglieder aus den Fichtelgebirgsgemeinden, Mitarbeiter der Seilbahn sowie Vertreter des Fichtelgebirgsvereins und der Bergwacht.

Mit Abschluss der Wintersaison wird das Projekt „Neubau der Seilbahnen“ am Ochsenkopf beginnen und somit endlich in die Tat umgesetzt werden können. „Ein langer und arbeitsintensiver Weg wurde mit dem Seilbahnprojekt angestoßen; ein Weg, der noch lange dauern wird. Der aber nun immer mehr an Fahrt aufnimmt,“ so Landrat Wiedemann, der in seiner Ansprache eine Bilanz der Ochsenkopf-Seilbahnen zog.


Bilanz: 54 Jahre Ochsenkopf-Seilbahnen

In ihrer Betriebszeit von rund 54 Jahren haben die Ochsenkopf-Seilbahnen bis Ende 2022 über 23 Millionen Fahrgäste befördert.
Schon1969 war es für die verantwortlichen Gremien oberstes Gebot, den Tourismus in der Region nach vorne zu bringen. Als der Kreistag des Landkreises Bayreuth am 2. September 1967 für diese Baumaßnahme grünes Licht gab, wurde ein Leuchtturmprojekt gestartet, das bis heute Strahlkraft besitzt und aufgrund dessen auch immer wieder weitere Projekte rund um den Ochsenkopf angestoßen wurden. Der damalige Landrat, Dr. Josef Kohut, gab in seiner Ansprache anlässlich der Grundsteinlegung für die Seilbahnen am 9. September 1968 der Hoffnung Ausdruck, dass diese neuen Seilbahnen nicht nur ein finanzieller Gewinn für das gesamte Fichtelgebirge sein werden, sondern auch, dass die damals rivalisierenden Fremdenverkehrs-Gemeinden in Zukunft mehr als bisher „an einem Seil ziehen“.
Und er sollte recht behalten – denn seitdem wurden völlig verschiedenen Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung der gesamten Ochsenkopfregion durchgeführt.

Entwicklung im Fichtelgebirge

So wurde beispielsweise die Verkehrserschließung der Fichtelgebirgsgemeinden zügig vorangebracht. Die Skipisten Nord und Süd waren bereits in den Jahren 1964 bis 1966 ausgebaut worden. Im Jahr 1979 fand die Einweihung der Sommerrodelbahn statt. Der Zweckverband hat sich in den Jahren 1983 bis 1986 an der Erweiterung des Fichtelsees beteiligt. 1991 wurde auf der Nordseite die kuppelbare Hauben-Sesselbahn für 3,75 Millionen Euro errichtet und 1997 folgte die Südbahn für rund drei Millionen Euro. Im Jahr 2006 wurden die durchgängig technische Beschneiungsanlage auf der Nordseite für etwa zwei Millionen Euro sowie eine Singletrail-Strecke auf der Südseite erstellt. Das benachbarte Latta-Gelände hat der Zweckverband im Jahr 2012 erworben. Und seit August 2015 ist der Alpine Coaster in Betrieb. Der Zweckverband hat bis zum Jahr 2019 rund 15 Millionen Euro in seine Anlagen investiert.


Seilbahn-Neubau

Für den Neubau der beiden Seilbahnen kommen nun mehr nochmals über 40 Millionen Euro an Investitionen hinzu.

Nachdem im Februar 2015 klar war, dass die Produktion der Ersatzteile für die Steuerung der Nordbahn aus dem Jahr 1991 eingestellt wird, hat die Verbandsversammlung in den Jahren 2016 und 2017 die Möglichkeiten zur Erneuerung der Steuerung bzw. des Neubaus beider Seilbahnen erörtert. Im Juni 2018 fasste sie den Beschluss, die Seilbahn komplett zu erneuern.
Durch Einwände des Wasserwirtschaftsamts mussten die Planungen für die Seilbahnen sowie die Gebäude nochmals neu aufgerollt werden. Am 22. Dezember 2021 erhielt der Zweckverband dann die Bau- und Betriebsgenehmigung für die Nordbahn.
Mit den Bescheiden vom 28. Dezember 2021 wurden die Förderungen sowohl für die Nord-als auch die Südbahn bewilligt. Auf die förderfähigen Kosten erhält der Zweckverband einen Zuschuss in Höhe von 30 Prozent. Das entspricht 10,6 Millionen Euro.
Die beiden Seilbahnen werden nun in einem eng gestrickten Zeitraum erneuert: Die Nordbahn jetzt nach Abschluss der Wintersaison und die Südbahn dann im kommenden Frühjahr.


Bedeutung für das Fichtelgebirge

Das Seilbahnprojekt am Ochsenkopf ist entscheidend für den Tourismus, für eine ganze Berufssparte der Region. Hoteliers, Gastronomen, deren viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch Urlaubs- und Ausflugsgäste setzen große Hoffnungen auf dieses Projekt. Das Fichtelgebirge soll dadurch in den bestehenden Berufssparten und Angeboten nachhaltig gestärkt werden, darüber hinaus aber mehr an Attraktivität gewinnen und dadurch insgesamt positiv geprägt werden. Die dritte Seilbahngeneration soll auch Impulsgeber sein für viele unterschiedliche Branchen, dahingehend, die Region aktiv mit- und weiterzuentwickeln.
Verschiedene weitere Projekte und Maßnahmen laufen bereits parallel zum Seilbahnneubau, so etwa der Ausbau des Bikeparks am Ochsenkopf auf der Grundlage des infrastrukturellen Entwicklungskonzeptes. Zudem soll eine für die Ganzjahresnutzung geeignete und am Bedarf orientierten Servicestation an der Bleaml Alm errichtet werden.

Bereits 1979 stand die touristische Ganzjahresnutzung am Ochsenkopf im Fokus. Insgesamt soll das Fichtelgebirge für die Zukunft fortschrittlich, modern, und kinder- und familienfreundlich aufgestellt sein. Es soll Freiraum sein für Sportler und Actionliebhaber aber genauso Freiraum für Naturliebhaber und Wanderer. Die Zielgruppen für Freizeitangebote werden immer spezieller und kleiner. Der passende Zuschnitt starker Angebote machen ihre Attraktivität und Anziehungskraft aus. Ziel ist, das Fichtelgebirge weiter zu einer attraktiven Freizeit- und Naturregion für alle Generationen zu entwickeln. Neben dem Wintersport hat das Erlebnis Bergsommer – sei es in Form von Wandern, Erholen, Regeneration, Genuss – Konjunktur. Insbesondere die Zunahme heißer Sommertage lässt immer mehr Menschen aus den aufgeheizten Ballungszentren in angenehmere Höhenlagen „flüchten“.


Ein Stück Seilbahn Nord

Der Motor und Teile der Steuerung der Ochsenkopf-Seilbahn Nord, die nun abgebaut wird, werden an eine Firma verkauft.
Die Zweier-Sessel der Nordbahn sollen an Interessenten verkauft werden. Der Verkauf erfolgt durch die Betriebsleitung der Seilbahn am Ochsenkopf. Ansprechpartner für Kaufinteressenten ist dort Andreas Schreyer, der unter der Telefonnummer 09276/644 zu erreichen ist. Der Preis wird, je nach Zustand der jeweiligen Sessel, unterschiedlich sein, ist aber noch nicht festgelegt.



Fotos:

1) In historische Ski-Outfits gekleidete Mitarbeiter der Touristinformation Bischofsgrün begleiteten das Treffen anlässlich des letzten Betriebstages der Ochsenkopf-Seilbahn Nord. Anwesend waren (von links): Peter Berek (Landrat des Landkreises Wunsiedel), Altlandrat Hermann Hübner, der Bischofsgrüner Bürgermeister Michael Schreier, Gudrun Brendel-Fischer (MdL), Landrat Florian Wiedemann, Andreas Schreyer (Betriebsleiter der Ochsenkopf-Seilbahnen), Tim Pargent (MdL), Franz Tauber (Bürgermeister/Mehlmeisel), Sebastian Voit (Bürgermeister/Fichtelberg), Andrreas Munder (Geschäftsführer der Tourismus & Marketing GmbH Ochsenkopf) und der stellvertretende Landrat Klaus Bauer.

2) Landrat Florian Wiedemann und Altlandrat Hermann Hübner fahren ein letztes Mal mit dieser Seilbahn von der Talstation Nord auf den Gipfel des Ochsenkopfs.

3) Landrat Florian Wiedemann und Betriebsleiter Andreas Schreyer drückten bereits mittags symbolisch den Aus-Knopf der Seilbahn, die tatsächlich dann um 16 Uhr abgeschaltet wurde.

4) Ausblick: Eine Kabine der geplanten neuen Seilbahn.

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