02.08.2021

Landkreis Bayreuth setzt auf gebietsheimisches Saatgut

Vorführung des Wiesensamen-Erntegeräts „eBeetle“

Der Landkreis Bayreuth setzt voll auf gebietsheimisches Saatgut. Dieses soll verwendet werden, um artenreiche Wiesen in der Region neu anzulegen oder wiederherzustellen. Die tatkräftigen Helfer heißen dabei „eBeetle“ und „Wiesefix“ . Der Landkreis hat sich das Traktoranbaugerät und das handgeführte Elektrogerät angeschafft, um künftig schneller, einfacher und besser das so begehrte gebietseigene Wiesen-Saatgut ernten zu können. Am Freitagnachmittag präsentierten der Landwirt Johannes Berner, Bernhard Seubert und Birgit Elitzer-Böhner (Biodiversitätsberater der unteren Naturschutzbehörde), Stefan Weigl (Fachkraft der unteren Naturschutzbehörde) sowie die Vertreter der Landschaftspflegeverbände, Stefan Hofmann und Nora Sichert, in Prüllsbirkig bei Pottenstein den neuen "eBeetle".

Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Warum wurden Wiesensamen-Erntegeräte im Landkreis Bayreuth angeschafft?
Gebietseigenes Wiesen-Saatgut ist derzeit kaum zu bekommen und wird für die Anlage von naturschutzfachlich wertvollen Flächen und artenreichen Blühwiesen benötigt. Der Landkreis Bayreuth hat daher in Zusammenarbeit mit den beiden Landschaftspflegeverbänden im Landkreis ein Projekt zur Gewinnung von gebietseigenem Saatgut gestartet, zwei Wiesensamenerntegeräte erworben und in Betrieb genommen.

Welche Geräte wurden angeschafft – und wie funktionieren sie?
Das Traktoranbaugerät "Wiesefix" und das handgeführte Elektrogerät "eBeetle" werden in Zukunft im Landkreis artenreiche Wiesen beernten. Beide Maschinen bürsten die Samen aus der Wiese heraus und sammeln Sie in einem Auffangbehälter. Dieser wird anschließend noch auf der Fläche auf ein Leinentuch geleert, damit sich das Samenmaterial nicht erwärmt und die aufgenommenen Insekten flüchten können. Anschließend werden die Samen luftgetrocknet und gereinigt.

Warum ist die Verwendung von gebietsheimischen Saatgut so wichtig?
Bei der Neuanlage oder Wiederherstellung von artenreichen Wiesen wird bisher häufig handelsübliches Saatgut verwendet, das nicht der regionalen Gen-Ausstattung entspricht und Arten enthält, die in der Umgebung der zu entwickelnden Fläche nicht vorhanden sind. Dies kann zu einer Veränderung und Verminderung der regionalen Biodiversität führen. Deshalb ist es wichtig, dass für die Neuanlage oder Wiederherstellung von artenreichen Wiesen gebietseigenes Saatgut möglichst aus nächster Umgebung genutzt wird.

Als gebietseigen werden einheimische Pflanzen bezeichnet, die sich in einem bestimmten Naturraum über einen langen Zeitraum in vielen Generationenfolgen vermehrt haben, so dass eine genetische Differenzierung zu anderen Populationen und somit eine lokale Anpassung vorhanden ist (BMU-Leitfaden gebietseigener Gehölze).

Wann und was wird geerntet?
Im Rahmen des Projekts „Gewinnung von gebietseigenem Saatgut“ werden artenreiche Wiesen in den verschiedenen Naturräumen des Landkreises als Spenderflächen, passend zu den jeweiligen Entwicklungsflächen gesucht und nach Bedarf beerntet. Wenn die meisten Wiesenkräutersamen erntereif sind – Anfang bis Mitte Juli – werden die zwei Landwirte Herr Berner und Herr Wolf für die Samenernte, -aufbereitung und -lagerung beauftragt. Im Herbst wird das gewonnene Saatgut dann auf den passenden Entwicklungsflächen ausgesät.

An wen richtet sich das Projekt – und wer wird zukünftig unterstützt?
Unterstützt werden Gemeinden, aber auch Flächeneigentümer, die langfristig artenreiche Wiesen anlegen oder entwickeln möchten. Auch interessierte Eigentümer von artenreichen Wiesen, die ihre Fläche als Spenderfläche bereitstellen möchten, dürfen sich gerne bei der unteren Naturschutzbehörde melden.

Zusammenfassung:
Der Landkreis Bayreuth hat zwei Geräte für die Ernte von Wiesensamen angeschafft und ein Projekt zur Gewinnung von gebietseigenem Saatgut gestartet. In Zusammenarbeit mit den beiden Landschaftspflegeverbänden werden nun nach Bedarf Samen von artenreichen Spenderwiesen von zwei beauftragten Landwirten geerntet, getrocknet und gelagert. Zukünftig können somit Gemeinden und Flächeneigentümer, die auf ausgewählten Flächen, artenreiche Blühwiesen anlegen oder bestehende, artenarme Wiesen aufwerten möchten, mit selbstgeernteten und gebietsheimischen Wiesensaatgut unterstützt werden.

Fotos (1-3): Moritz Berner präsentiert den "eBeetle".
(4 - von links): Birgit Elitzer-Böhner, Bernhard Seubert (beide Biodiversitätsberater), Hans Behr (Fachkraft der unteren Naturschutzbehörde), Landwirt Johannes Berner mit Sohn Moritz Berner, Stefan Weigl (Fachkraft der unteren Naturschutzbehörde) sowie Nora Sichert und Stefan Hofmann von den Landschaftspflegeverbänden.

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