02.10.2020

Ehrung Ehrenamtlicher für fünf Jahre Tätigkeit im Bereich Integration

Am 01. Oktober wurden im Landratsamt stellvertretend für alle, die sich engagiert haben, 25 Ehrenamtliche für fünf Jahre Tätigkeit im Bereich Integration geehrt.

„Eine Hand kann nicht klatschen“, zitierte Landrat Florian Wiedemann ein arabisches Sprichwort. Übertragen auf die Integration sind die Ehrenamtlichen in unserem Landkreis, quasi die zweite Hand, die es möglich machen zu klatschen: Staat und Behörden allein können die Aufgabe der Integration nicht stemmen. „Ohne Sie, die Ehrenamtlichen, kann Integration nicht gelingen. Ihre Arbeit ist unverzichtbar“, so Landrat Wiedemann.

Die Geehrten haben vor genau fünf Jahren damit begonnen, sich für die Integration von Geflüchteten im Landkreis zu engagieren: Innerhalb weniger Monate gab es vierzehn Unterkunftshäuser im Landkreis, darunter auch eine Erstaufnahmeeinrichtung und eine Notunterkunft mit bis zu 300 Plätzen in Bad Berneck. Es herrschten Aufnahmebereitschaft und Aufbruchsstimmung, aber auch große Skepsis in der Bevölkerung.
Wie überall in Deutschland wurden Kleiderkammern eingerichtet und Unterstützerkreise gegründet. Zwei davon sind heute noch Träger der Integrationsarbeit im Landkreis, der Unterstützerkreis Pegnitz e. V. und die Flüchtlingshilfe Bad Berneck (FlüBB).

Und noch eine Arbeit begann unmittelbar mit dem Eintreffen der Neuankömmlinge in den Orten: Der ehrenamtliche Deutschunterricht. In Windeseile fanden sich an allen Standorten ehrenamtliche Lehrkräfte, die korrekte Grußformeln, die Uhrzeiten, die Lebensmittel im Supermarkt und natürlich die Gleichberechtigung von Frau und Mann in Deutschland vermittelten. Oft auch mit Händen und Füßen. Diese Aufgabe ist bis heute geblieben, inzwischen werden seitens der Ehrenamtlichen sogar spezielle Kurse angeboten, zum Beispiel nur für Frauen oder zur Alphabetisierung.

Auch die seit dem Herbst 2015 eingerichteten Freizeitangebote, von Fußballgruppen bis zu Begegnungscafés, gibt es vielfach heute noch. In Pegnitz ist sogar ein Musikensemble entstanden, die Trommelgruppe Okafo, die schon viele kulturelle Veranstaltungen in unserem Landkreis bereichert hat.
Im Frühjahr 2016 trafen allmählich die ersten Aufenthaltstitel bei den Geflüchteten ein. Und damit kam auf die Ehrenamtlichen eine neue Aufgabe zu: Für diejenigen, die nun offiziell bleiben durften, musste Wohnraum gefunden und eingerichtet werden. Noch einmal ein Mammutprojekt. Es entstanden Lager für gespendete Möbel, Pkw-Anhänger wurden eigens zum Transport angeschafft und so manches Wochenende wurde von Ehrenamtlichen für die Umzüge geopfert.

Dies war ein Blick zurück in die aufreibende Zeit vor fünf Jahren. Heute ist die Anzahl der Neuankommenden geringer geworden, und in den Städten und Gemeinden in unserem Landkreis wurden einige Unterkünfte wieder geschlossen. Aber das ehrenamtliche Engagement im Bereich Integration wird auch in Zukunft noch gebraucht. Bei den bestehenden Unterkünften in Bad Berneck, Pegnitz, Warmensteinach und Weidenberg laufen die beschriebenen Aktivitäten unermüdlich weiter. Eine neue Unterkunft hinzugekommen, die nur Frauen und Kinder, häufig mit Gewalterfahrung, aufnimmt und einen besonders sensiblen Zugang erfordert. Mancherorts haben auch nur einzelne Familien eine Wohnung gefunden. Hier gibt es Ehrenamtliche, die nie einem Unterstützerkreis angehörten, sondern plötzlich neue Nachbarn mit zahlreichen Fragen hatten. Und auch sie stellen sich dieser Herausforderung und helfen, wo es geht: Bei der Anmeldung im Rathaus, in Schule und Kindergarten, der Probestunde im Sportverein und bei der Suche nach einem Arbeitsplatz.

Ehrenamtliche springen überall da ein, wo zu wenig hauptamtliche Stellen vorhanden sind: In unserer Region ist das Ehrenamt die tragende Säule der Integration. Gerade im ländlichen Raum, in kleinen Gemeinden, gibt es keine Beratungsstellen, an die sich die Neuzugewanderten wenden könnten.

Seit Oktober 2018 wird die Integrationsarbeit in der Region Bayreuth durch die App Integreat unterstützt: Die App gibt grundlegende Informationen, zum Beispiel zum Asylverfahren, zu Sprachschulen oder zu Freizeitangeboten in der Region. Die Inhalte stehen derzeit neben Deutsch in den Fremdsprachen Arabisch, Englisch, Farsi und Russisch zur Verfügung.

Bereits seit November 2015 ist unsere Integrationslotsin Frau Silvia Herrmann im Landratsamt die Ansprechpartnerin für die Ehrenamtlichen im Bereich Integration. Durch die Arbeit der Integrationslotsenstelle ist es gelungen, ein starkes landkreisweites Netzwerk der Ehrenamtlichen zu knüpfen. Inzwischen sind auch Geflüchtete selbst Teil dieses Netzwerks und bringen sich ehrenamtlich als Sprachmittler und Kulturerklärer ein. Dies verdeutliche sichtbare Fortschritte der Integration. Der Landkreis Bayreuth ist dabei, einen eigenen Integrationsbeirat ins Leben zu rufen. Dieser soll eine weitere Säule werden, auf der das gute Zusammenleben der Menschen mit und ohne Migrationshintergrund im Landkreis ruht.

Dr. Harro Honolka aus München erläuterte in einem Vortrag wie Integration auf dem Land andernorts gelungen ist und Aras Hesso aus Pegnitz sorgte für die musikalische Umrahmung der Veranstaltung.

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