17.05.2021

„Ich liebe Kinder!“

So sieht die Arbeit einer Tagesmutter im Landkreis Bayreuth aus

Kinderbetreuung ist wichtig – sie lässt sich nicht im Vorbeigehen erledigen, sondern beansprucht Zeit und vor allem das Engagement und die Hingabe vieler Kita-Fachkräfte, Tagesmütter und Tagesväter. Bereits zum Tag der Kinderbetreuung am 10. Mai haben Landrat Florian Wiedemann und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits mit einer Postkarten- und Banner-Aktion auf die enorme Bedeutung des Berufsfeldes hingewiesen.

Nun spricht eine Tagesmutter. Helga Richter aus Mistelgau sagt: „Ich liebe Kinder!“ Im Interview gibt die 49-Jährige Einblicke in ihren Arbeitsalltag, spricht über Vorteile einer Betreuung bei einer Tagesmutter, aber auch über tägliche Herausforderungen in diesem Job.

Frau Richter, warum haben Sie sich dazu entschieden, Tagesmutter zu werden?

Ich liebe Kinder einfach! Vor vielen Jahren habe ich eine Ausbildung im kaufmännischen Bereich abgeschlossen. Ich habe dann aber gemerkt, dass ein klassischer Bürojob nichts für mich ist – also habe ich mich nach einem umfangreichen Qualifizierungskurs mit Abschlussprüfung im Jahr 2006 als Tagesmutter selbstständig gemacht. Ich bin absolut froh, dass ich diesen Schritt gegangen bin. Tagesmutter zu sein, kann schon anstrengend sein. Die Kinder geben einem aber wahnsinnig viel zurück!

Wie viele Kinder betreuen Sie gleichzeitig?

Maximal fünf.

Welche Herausforderungen sind tagtäglich zu bewältigen?

Bei fünf Kindern kann es schon mal etwas chaotisch werden. Das ist unvermeidbar. Für mich geht es dann darum, wieder Ruhe in dieses Chaos zu bringen – sei es durch Spiele, Musik oder Gespräche. Das Wickeln wird auch manchmal zur Herausforderung, wenn gleichzeitig ein anderes Kind weint oder hinfällt. Als Tagesmutter hat man dann manchmal irgendwie das Gefühl, dass man mehr als nur zwei Hände bräuchte (lacht). Bislang habe ich mit den Kindern aber alle Herausforderungen gemeistert – wir sind ein gutes Team!

Wie gehen Sie mit den Kindern um?

Ich behandle sie, als wären sie meine leiblichen Kinder. Für mich ist Kinderbetreuung einfach Herzenssache. Als mein heute 18-jähriger Sohn noch jünger war, ging es für mich bei meinem Job schon darum, niemanden zu bevorzugen und alle gleich zu behandeln. Gleichzeitig ist es bei Kindern, die neu in die Gruppe kommen, aber auch wichtig, ihnen viel Aufmerksamkeit und das Gefühl von Geborgenheit zu schenken. Man muss da oft sehr feinfühlig sein.

Wie ist der Ablauf eines klassischen Arbeitsalltags?

Die Kinder werden meistens zwischen 7 und 9 Uhr gebracht. Wir frühstücken zunächst zusammen, danach spielen oder singen wir. Die Kinder, die ich bei mir habe, sind in der Regel ein bis drei Jahre alt – daher geht es darum, auf spielerische Art und Weise die Dinge zu lernen. Wir experimentieren mit Fingerfarben, machen unsere ersten Erfahrungen mit dem Basteln, kneten, schauen uns Bücher an. All diese Dinge stehen neben dem Wickeln und dem gemeinsamen Essen auf dem Plan. Natürlich darf auch die Bewegung an der frischen Luft nicht zu kurz kommen. Wir gießen die Blumen, machen den Spielplatz unsicher, erkunden den Wald und planschen im Sommer in unserem Planschbecken. Es ist also ein abwechslungsreiches Programm für die Kids. Mittags schlafen die meisten der Kinder, ehe sie dann zu unterschiedlichen Zeiten von ihren Eltern abgeholt werden.

Welche Vorteile hat die Tagespflege gegenüber der Kita?

Insbesondere für Kinder in den ersten Lebensjahren hat sich diese Betreuungsform bewährt, denn hier erhalten Kinder in überschaubarem Rahmen die nötige Zuwendung und Ansprache. Hier lassen sich Betreuungszeiten individueller, flexibler und familiennäher regeln als in der Kita. Wir Tagesmütter sind wichtige Bezugspersonen für die Kinder, ein Art Zweitfamilie und zudem Kooperationspartner für Eltern. Unsere Aufgabe ist es, Kinder individuell zu begleiten, zu umsorgen, Anregungen und Impulse zu setzen. Wir haben die Möglichkeit, unseren Alltag mit den Kindern eigenverantwortlich, selbständig, abwechslungsreich und individuell und nach den Bedürfnissen der Kinder zu gestalten. Nicht vergessen darf man, dass der Geräuschpegel dabei wesentlich geringer ist als in einer Kita, da wir sehr kleine Gruppen haben. Und auch die Elternbeiträge bei der Tagesmutter orientieren sich in den meisten Fällen an den Elternbeiträgen in der Kinderkrippe.

Was passiert, wenn die Kinder Sie nach ein paar Jahren verlassen?

Der Abschied fällt natürlich beiden Seiten schwer, schließlich ist man als Tagesmutter neben den leiblichen Eltern eine sehr, sehr wichtige Bezugsperson. Es kommt jedoch oft vor, dass ich mit meinen ehemaligen Schützlingen in den Folgejahren in Kontakt bleibe. Manchmal landen dann auch die jüngeren Geschwister bei mir, was sehr schön ist.

 

INFO: Ersatzbetreuung in der Kindertagespflege

Der Landkreis Bayreuth bietet – in Zusammenarbeit mit der Stadt – eine Ersatzbetreuung an. Diese steht beispielsweise dann zur Verfügung, wenn eine Tagesmutter frei hat oder krankgemeldet ist. Die Kinder haben dann die Möglichkeit, den sogenannten Kindertagestreff „Markgrafen-Frösche“ in der Markgrafenallee (direkt neben dem Landratsamt) zu besuchen. Außerdem kommen im Kindertagestreff normalerweise immer wieder Tagesmütter und -väter mit ihren Gruppen zusammen, um sich auszutauschen und den Kindern das Umfeld der Ersatzbetreuung näherzubringen. Während der Corona-Pandemie ist dies allerdings nicht der Fall.

Im Kindertagestreff sind derzeit drei Mitarbeiterinnen beschäftigt. Die Einrichtung besteht seit 2009 und ist in der Region eine echte Seltenheit.

Sie möchten Tagesmutter oder Tagesvater im Landkreis werden? Oder Sie benötigen selbst eine Tagesmutter oder einen Tagesvater? Bei Fragen rund um die Kindertagespflege steht Ihnen Alexandra Küfner (Tel. 0921/728-461 – alexandra.kuefner@lra-bt.bayern.de) zur Verfügung.

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