10.07.2023

Abschluss der "Tage der Verbundenheit"

Ausstellung, Buchpräsentation und Podiumsgespräch im Landratsamt

Mit einem Höhepunkt endeten die diesjährigen „Tage der Verbundenheit, welche die deutschen Minderheiten und deutschsprachigen Gemeinschaften aus aller Welt für einen Austausch und die Vernetzung untereinander in Bayreuth zusammenkommen ließen. Die Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland lud zusammen mit dem Landratsamt Bayreuth zur Eröffnung der neuen Ausstellung „Die Schönbornfranken – Von Franken nach Transkarpatien“. Zusammen mit der Ausstellung wurde die erste Ausgabe der neuen Schriftenreihe „Weltverbunden“ zu selbigem Thema vorgestellt, die die Geschichte der sogenannten Schönbornfranken, die vor mehr als 250 Jahren aus Mainfranken nach dem damaligen Oberungarn auswanderten und deren Nachkommen bis heute in der Westukraine leben, umschreibt.

Landrat Florian Wiedemann begrüßte die Besucher zur Eröffnung der aus seiner Sicht sehr wichtigen Ausstellung, da diese neues Wissen und neue Einblicke in die Verbindungen der Region Franken zu Transkarpatien aufzeigt. Er bedankte sich für die Möglichkeit, Gastgeber und Ausstellungsraum für die Exposition zu sein.

Die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Vertriebene und Aussiedler, Sylvia Stierstorfer MdB, ging auf die besondere Wichtigkeit der Arbeit der Stiftung Verbundenheit in den heutigen Zeiten des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ein. Sie lobte die humanitäre Hilfe der Stiftung Verbundenheit und die Verbindungen zu der dort lebenden Deutschen Minderheit, den Nachkommen der Schönbornfranken. Diese historisch gewachsenen Verbindungen zwischen Franken und Transkarpatien zu präsentieren, sei von großer Bedeutung. Autor Dr. Rudolf Distler, auf dessen Dissertation basierend die Ausstellung und die Publikation entstanden ist, konnte in einem kurzen Vortrag den Besuchern einen historischen Abriss der Geschichte und der Beziehungen zwischen den Regionen Franken und Transkarpatien darstellen und zeigte sich sichtlich beeindruckt von den vorgestellten Endergebnissen. Stiftungsratsvorsitzender Hartmut Koschyk bedankte sich bei allen Beteiligten für die Organisation der Ausstellungseröffnung und der Vorstellung der Publikation unter der federführenden Arbeit von Sebastian Machnitzke, Dominik Duda und Monika Ambach, die durch inhaltliche Ausarbeitungen, Recherchen und technische Bearbeitung zum Ergebnis beitrugen, sowie dem Designer Finn Dreyer von der Firma Sustainable Advertising.

Im weiteren Verlaufe des Nachmittags folgte die Lesung von Werner Sonne, dem ehemaligen Leiter des ARD-Studios in Washington und Warschau, und Thomas Kreutzmann, dem früheren Korrespondenten der ARD in Prag. Beide lasen aus ihrem neuen Buch „Schuld und Leid. Das deutsche Trauma von Flucht und Vertreibung“, welches in Zeiten des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine, in denen die Themen „Flucht“ und „Vertreibung“ in Europa wieder an Aktualität zu gewinnen, als Denkanstoß gelten soll. Die Auseinandersetzung mit den Themen „Flucht“ und „Vertreibung“ sowie Zusammenhänge, aber auch Unterschiede zwischen der Situation in Deutschland im Jahre 1945 und der aktuellen, stellten die Autoren anhand mehrerer Auszüge von Geschichten und Interviews aus ihrem Buch dar. Im Anschluss diskutierten beide Autoren in Form eines von Dominik Duda, Teamleiter Mittel- und Osteuropa der Stiftung Verbundenheit, moderierten Podiumsgesprächs mit der Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, Sylvia Stierstorfer MdL, der Vorsitzenden der Deutsch-Polnischen Gesellschaft in Bayreuth, Barbara Sabarth, sowie der stellvertretenden Landesvorsitzenden und Kulturreferentin der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Bayern, Margaretha Michel, aktuelle Sichtweisen auf das Thema „Flucht und Vertreibung“.

Zu Beginn erklärte Sylvia Stierstorfer die besondere Bedeutung und den gesellschaftlichen Beitrag der Vertriebenen, Aussiedler und ihrer Nachkommen für die Gesellschaft und in Mitte derselben sowie die Wichtigkeit der guten Beziehungen zu den heutigen Herkunftsländern der Vertriebenen und Aussiedlern. Mit Bezug auf Polen ging Werner Sonne auf die derzeitige Situation in Polen ein, bei der einerseits, obwohl aus historischen Gründen die Beziehungen zwischen Polen und Ukrainern über Jahrzehnte belastet waren, Millionen von Menschen aus der Ukraine als Flüchtlinge aufgenommen wurden, andererseits die Beziehungen zu Deutschland und gerade mit Bezug auf das Thema „Flucht“ und „Vertreibung“ weiterhin abgekühlt sind, ja, sogar tiefere Gräben in der Betrachtung dieses Themenfeldes zu beobachten sind. Barbara Sabarth betonte die guten Beziehungen zwischen den Menschen, die sowohl von deutscher und polnischer Seite, von den Aussiedlern bis zur Deutschen Minderheit gehalten werden. In Bezug auf Tschechien unterstrich Thomas Kreutzmann, dass „Flucht“ und „Vertreibung“ dort immer noch sehr emotionale Themen seien, jedoch in Zeiten pro-europäischer Ausrichtung der tschechischen Politik, die Zeit gekommen sei, diese Themen wissenschaftlich und analysierend zu betrachten. Margaretha Michel stimmte Kreutzmann mit Bezug auf den Sudetendeutschen Tag unter dem Titel „Schicksalsgemeinschaft Europa“ zu. Anhand des Beispiels, dass der tschechische Bildungsminister dort seine Rede auf Deutsch hielt, und der eigenen Erfahrung, dass die Beziehungen zwischen Deutschen und Tschechen, besonders in der Nachbarschaft zwischen Bayern und dem Sudetenland, immer gegeben waren, zeichnete sie ein positives Bild.

Sylvia Stierstorfer ergänzte zum Schluss des Gesprächs, dass viele Menschen in Bayern einen Vertriebenenhintergrund aufweisen können. Die Landsmannschaften seien stark, die Bildungswerke und die Museen in moderner Art und Weise entstanden und somit sei der Weg weitergegangen worden, diese Errungenschaften nicht nur als Wertschätzung für das Erbrachte zu sehen, aber vor allen Dingen heute die Aufmerksamkeit für das Thema zu erhalten. Mit der einheitlichen Meinung und Botschaft, das Potential der Vertriebenen und Aussiedler zu begreifen, zu nutzen und die junge Generation für das Thema durch Bildung zu begeistern, endete die gelungene Podiumsdiskussion.

Die Stiftung Verbundenheit bedankt sich bei Margita Rauh und Karen Görner-Gütling, den beiden Mitarbeiterinnen des Landratsamtes Bayreuth, herzlich für die Vorbereitung und Unterstützung der Veranstaltung.

Die Ausstellung „Die Schönbornfranken – Von Franken nach Transkarpatien“ wird bis Ende September 2023 im Wartebereich der Zulassungsstelle des Landratsamtes Bayreuth zu den regulären Öffnungszeiten für die Besucherinnen und Besucher und alle Interessierten präsentiert.

Quelle: Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland.

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